Hämorrhoiden

entstehen aus dem venösen Schwellkörper des Enddarms. Dieser Schwellkörper dient zum Feinverschluss des Afters, um den Mastdarm vor flüssigem Stuhl oder Gasen abzudichten. Ist dieser Schwellkörper krankhaft erweitert, spricht man von Hämorrhoiden.

Ursachen

Die wichtigste Ursache für Hämorrhoiden, auch Hämorriden genannt, ist die Verstopfung: Bei chronischer Verstopfung wird beim übermäßigen Pressen während des Stuhlganges der Blutdruck im Beckenbereich erhöht, es fließt vermehrt arterielles Blut in den Schwellkörper. Auf diese Weise werden aus normalen Schwellkörpern übergroße ballonartige Polster (Hämorrhoiden). Eine ausgeglichene Ernährung mit ausreichender Flüssigkeitszufuhr führt zu einem geformten, nicht zu festen Stuhl. Andere mögliche Ursachen für das Hämorrhoidalleiden sind Übergewicht, zu wenig Bewegung oder eine sitzende Lebensweise.

Beschwerden bei Hämorrhoiden

Neben oft quälendem Juckreiz am After, der häufig nachts auftritt, verursachen Hämorrhoiden beim Stuhlgang Schmerzen und mehr oder weniger starke Blutungen. Während Blutungen aus höheren Darmabschnitten meist dunkelrot und eher dem Stuhl untergemischt sind, sind Hämorrhoidenblutungen hellrot und dem Stuhl aufgelagert. Es kann jedoch nur ein Arzt die Unterscheidung treffen, ob die Blutung von Hämorrhoiden kommt oder eventuell ein Hinweis auf eine andere Darmerkrankung ist. Bei jeder Blutung aus dem Enddarm muss der Arzt aufgesucht werden. Oft besteht am After ein dumpfes Druckgefühl und nicht selten leiden die Betroffenen unter ständigem Stuhldrang, ohne dass danach eine Darmentleerung erfolgt. In schlimmen Fällen treten die Gefäßknoten nach außen, was zu Stuhlschmieren und Verschmutzung der Unterwäsche führen kann. Die ständige Stuhlverschmutzung kann zu Hautreizung und in der Folge zu einem Ekzem am After führen.

Die Untersuchung von Hämorrhoiden

Nach einem ausführlichen Gespräch über die Art der Beschwerden, die Stuhlgewohnheiten und Stuhlbeschaffenheit sowie über die Analhygiene, wird die Untersuchung in der für den Patienten diskreten Seitenlage durchgeführt. Dabei wird zunächst die Haut um den After inspiziert. Der Patient wird zum Pressen aufgefordert, um eventuell heraustretende Hämorrhoiden beurteilen zu können. Danach erfolgt die Austastung mit dem Finger, dabei kann der Arzt einen Einriss oder Thrombose, eine Fistel, einen Abszess oder Wucherungen (Polypen, Darmkrebs) erkennen, sowie die Schließmuskelkraft beurteilen. Genauere Erkenntnisse liefert zum Abschluss die Proktoskopie. Dabei wird das Endoskop in den After eingeführt. Der Enddarm kann damit eingesehen werden, eine Gummibandligatur (siehe unten) von inneren Hämorrhoiden kann eventuell gleich erfolgen.

Für den Proktologen sind die Erhebung der Stuhlgewohnheiten und die Untersuchung des Analbereiches ganz normale Tätigkeiten und genauso wenig peinlich wie sonstige Untersuchungen oder Behandlungen. Trotzdem besteht von Seiten der Patienten noch immer eine große Scheu über Hämorrhoiden etc. zu sprechen oder sich gar untersuchen zu lassen. Dies führt dazu, dass Patienten oft lange unter Beschwerden leiden oder eine Blutung nicht rechtzeitig abklären lassen. Dabei kann wertvolle Zeit verloren gehen und ein Darmkrebs oft erst sehr spät erkannt werden.

Behandlung von Hämorrhoiden

Salben Zäpfchen:

Die meisten Präparate enthalten eine Kombination von schmerzstillenden und entzündungshemmenden Substanzen. So kommt es zu einer vorübergehenden Linderung der Beschwerden. Die Hämorrhoiden selbst werden dadurch kaum rückgebildet. Anwendung sollten diese Präparate erst finden, nachdem ein Arzt sicher gestellt hat, dass die Beschwerden tatsächlich von den Hämorrhoiden und nicht durch eine andere Erkrankung verursacht werden.

Flavonoide (Daflon)

Durch die Einnahme von Flavonoide können die Symptome des Hämorrhoidalleidens deutlich gebessert werden. Dies wird durch Studien in den letzten Jahren belegt.

Die Gummibandligatur nach Barron:

Die Gummibandligatur ist zur Behandlung von Hämorrhoiden I. und II. Grades geeignet. Das Behandlungsverfahren erzielt sehr gute Ergebnisse. Ca. 80 % der Patienten bleibt dadurch eine Operation erspart.

Über ein Proktoskop kann der Arzt die Hämorrhoide mit einer Saugvorrichtung fassen, und ein Gummiband über die gefasste Hämorrhoide stülpen. Das Gummiband führt zu einer Unterbrechung der Blutzufuhr im abgedrosselten Hämorrhoidenzipfel, dieser stirbt innerhalb von wenigen Tagen ab und wird mit dem Stuhl ausgeschieden. Beim Abfallen des abgestorbenen Hämorrhoidenzipfels entsteht an der Schleimhaut eine kleine Wunde. Diese kann zu einem vorrübergehenden Fremdkörper- und Druckgefühl führen. Üblicherweise treten geringgradige Blutbeimengungen beim Stuhlgang in den Folgetagen auf. Das Risiko einer stärkeren Blutung ist sehr gering.

Da meist mehrere Hämorrhoiden vorhanden sind, sind oft vier bis fünf Ligaturen erforderlich um das gewünschte Ergebnis zu erzielen. Nach einer Behandlung kann der Patient seiner gewohnten Tätigkeit nachgehen, ein Krankenstand ist nicht erforderlich.

Die Hämorrhoiden - Operation:

Wenn Zäpfchen und Salben keine Linderung mehr bringen oder eine Gummiringligatur nicht erfolgreich gewesen ist, bzw. bei Hämorrhoiden IV. Grades ist eine Operation die gewählte Behandlung.

Die in den letzten Jahrzehnten meist angewandte Hämorrhoidenoperation war durch die starken Schmerzen, die sie nach der Operation verursacht hat, gefürchtet und hat erheblich zur Scheu vor einem Arztbesuch bei einem Leiden im Afterbereich beigetragen. Bei den Standardverfahren nach Milligan-Morgan, Parks oder Ferguson werden die zuführenden Arterien (Schlagadern), die das Hämorrhoidenvenenpolster nähren mitsamt der über ihnen liegenden Schleimhaut und Haut entfernt. Die dadurch entstehenden Wunden verursachen oft über mehrere Tage starke Schmerzen und Probleme beim Stuhlgang. In den letzten Jahren wurden neue Verfahren entwickelt, die zu einer deutlichen Verringerung der postoperativen Beschwerden führten. Das ist einerseits die Hämorrhoiden-Arterien-Ligatur (HAL) nach Morinaga, andererseits die Hämorrhoidenoperation nach Longo. Im Gegensatz zu den "alten" Verfahren, finden die "neuen" Operationsmethoden ausschließlich im Mastdarm statt, in einer nahezu schmerzfreien Region.

HAL nach Morinaga:

In einem speziellen Proktoskop ist eine feine Ultraschallsonde eingefügt. Über diese kann der behandelnde Arzt jene Hämorrhoidenarterien genau lokalisieren, die das Blut in die Hämorrhoiden pressen. In einem Schleimhautbereich, der kaum schmerzempfindlich ist, werden diese Schlagadern mit einem feinen Faden gezielt unterbunden. Auf diese Weise wird der Bluteinstrom in die Hämorrhoidenpolster gedrosselt. Nach einigen Tagen bereits schrumpfen die Hämorrhoiden.

Es werden noch zusätzlich Nähte angelegt, die die Hämorrhoidenpölster raffen und nach innen verlagern (Rectal Anal Repair / RAR). Bei diesem Verfahren werden die Hämorrhoiden nicht weggeschnitten, dadurch entstehen keine großen Wunden, was die postoperativen Schmerzen deutlich verringert.

Hämorrhoidenoperation nach Longo:

Auch bei diesem Verfahren werden die Hämorrhoidalarterien im schmerzfreien Bereich des Mastdarms gefasst, und im Anschluss samt den Hämorrhoidenpolster mit einem eigens dafür entwickelten Klammernahtgerät (Stapler) weggeschnitten. Dies kann bei größeren Hämorrhoiden notwendig sein. Sämtliche Operationsschritte finden im Darminneren statt. Äußerlich entstehen keine Wunden.

Die Vorteile dieser neuen Operationstechniken sind beträchtlich:

  • kein langer Klinikaufenthalt
  • kein langer Krankenstand
  • geringe Schmerzen nach der Operation
  • keine Inkontinenzgefahr, weil der Schließmuskel nicht gefährdet ist